In drei Etappen in die Cloud
Commerzbank, Deutsche Bank, Deutsche Bahn, MAN – die Liste der Unternehmen, die in den vergangenen Monaten den Umzug ihrer IT in die Cloud ankündigten, ist lang. Sie alle streben mehr Transparenz, Stabilität und Skalierbarkeit an, um neue Produkte schneller auf den Markt zu bringen und die IT gleichzeitig wirtschaftlicher zu betreiben. Doch viele Firmen tun sich immer noch schwer, ihren Weg in die Cloud zu finden. Materna Monitor gibt Tipps für die Reise.
Application Transformation: Die Vorbereitung macht den Erfolg
„Der Weg in die Cloud ist für die allermeisten Unternehmen alternativlos“, sagt Marcus Neumann, Vice President Innovation & Operation bei Materna. Und er spricht aus Erfahrung, denn er hat schon eine ganze Reihe von Kunden erfolgreich in die Cloud begleitet. Er sagt: „Die digitale Transformation der weltweiten Geschäftsprozesse läuft auf vollen Touren. Wer in den wirtschaftlichen Ökosystemen von morgen weltweit eine Rolle spielen will, muss in der Lage sein, IT -Services rund um den Globus in der jeweils erforderlichen Qualität und Quantität bereitzustellen. Das geht nur mit leistungsfähigen Cloud-Infrastrukturen.“ Auch andere Markttreiber lassen Unternehmen immer stärker über eine Lösung in der Cloud nachdenken: Blockchain, KI und RPA, die Notwendigkeit, Kosten zu senken oder agile Prozesse und DevOps, die IT-Unterstützung benötigen.
Hinzu kommt der steigende Bedarf an einer sicheren Integration von Mitarbeitenden, Geschäftspartnern und Kunden in die Geschäftsprozesse und dazu passende Lösungen für eine Remote-Kommunikation und -Kollaboration. Auch hier etablieren sich Cloud-Services gerade in den letzten Monaten als unverzichtbarer Bestandteil der sich modernisierenden IT-Infrastruktur.
Der Digitalisierungszug rollt
Eine wichtige Zahl in diesem Zusammenhang: 92 Prozent der Top-Führungskräfte in Deutschland erwarten einen Digitalisierungsschub durch Corona. Ein CIO einer deutschen Behörde drückt seine Erfahrungen so aus:
„Wir haben in den letzten drei Monaten mehr digitalisiert als in den letzten drei Jahren zuvor”.
Eine wichtige Konstante in dem rasant fortschreitenden Wandel: Datensicherheit und -schutz spielen weiterhin eine zentrale Rolle. Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen deutlich verändert. Galten Sicherheitsbedenken und Datenschutzanforderungen früher als Killerargument gegen die Cloud-Nutzung, setzen heute bereits manche Unternehmen auf Cloud-basierte Backups, um bei Ransomware-Attacken handlungsfähig zu bleiben. Darüber hinaus erfreuen sich Managed Security Services aus der Cloud wachsender Beliebtheit. Nicht zuletzt deshalb, weil es für Unternehmen immer schwieriger wird, selbst qualifizierte Sicherheitsexpert*innen zu finden. Anders ausgedrückt: der Weg in die Cloud ist kein abenteuerlicher Ausflug mehr, sondern der kürzeste Weg in eine sichere und wirtschaftliche IT-Zukunft.
Nach wie vor jedoch stellen die vielfältigen Angebote und ihre optimale Konfiguration im Zusammenspiel mit den unternehmenseigenen IT-Ressourcen Unternehmen und zunehmend auch Behörden vor große Herausforderungen. Sie zu lösen und das Ziel der Journey2Cloud T M sicher und wohlbehalten zu erreichen, ist die Aufgabe von qualifizierten Reiseführern und -begleitern wie Marcus Neumann und seinem Team, die den Weg in die Cloud nicht zum ersten Mal gehen. Sie wissen: Die Journey2CloudT Mist kein Weg von A nach B, sondern eine Transformation in drei Etappen, die sich zum Beispiel anhand einer Application Transformation beschreiben lässt.
1. Etappe: Reisevorbereitungen
Am Anfang jeder Reise steht ein Zweck, eine Absicht oder eine Motivation: Menschen wollen eine geschäftliche Aufgabe erfüllen, andere Menschen treffen, neue Regionen und Kulturen kennen lernen, sich bilden oder auch einfach entspannen. Die Motivation bestimmt schließlich das Ziel der Reise – und häufig auch die Route. Wer einfach die Seele baumeln lassen will, fliegt vermutlich eher nach Madeira als nach New York. Bergwanderer wählen eher ein Reiseziel in den Alpen als an der Nordsee. Und wer Italien mit dem Motorrad erkunden will, wählt andere Routen als eine Familie mit Kindern auf dem Weg zum Badeurlaub in Rimini. Übertragen auf die Journey2Cloud T M und insbesondere für die spätere Application Transformation bedeutet das, zunächst ein Zielbild für die Applikationslandschaft zu formulieren, das der Bedeutung jeder einzelnen Anwendung für die Zukunft von Business und IT des Unternehmens entspricht.
Jede Anwendung bekommt ihren eigenen Pfad
Die Herausforderung dabei: Viele, vor allem mittlere und größere Organisationen besitzen eine drei- bis vierstellige Anzahl von unterschiedlichen Applikationen. In einer von Capgemini und HP veröffentlichten Studie berichten Unternehmen der größten Kategorie sogar von mehr als 10.000 eingesetzten Programmen. Und in der Regel stehen die Anwendungen an ganz unterschiedlichen Stellen in ihrem Lebenszyklus. Einige sind kurz vor dem Abschalten, andere gerade neu implementiert. Manche laufen zwar stabil, sind aber so veraltet, dass für sie die erforderlichen Innovationen nicht mehr umsetzbar sind, und wieder andere laufen zwar bereits erfolgreich in der Cloud, haben aber das mögliche Potenzial der Cloud noch nicht umgesetzt.
So wurde zum Beispiel durch Materna eine bisher monolithische Logistikplattform eines deutschen Unternehmens zuerst hin zu einer aktuellen, leichtgewichtigen Software-Architektur modernisiert und danach unmittelbar in die Cloud migriert. Nun ist sie bereit, unterschiedlichste fachlich notwendige Anforderungen schnell und kontinuierlich umzusetzen und dabei zusätzlich die neuen Möglichkeiten der Cloud zu nutzen. So ist bereits eine automatische Skalierung der Infrastruktur realisiert, damit auch in Hochlastphasen keine Engpässe entstehen und immer ausreichend Server-Kapazität zur Verfügung steht.
Für eine erfolgreiche Journey2Cloud T M kommt es darauf an, zu entscheiden: was ist der beste Pfad für diese Anwendung? Beibehalten, migrieren, modernisieren oder auf eine neue Plattform setzen? Eine rein technologiebasierte Betrachtung des Workloads der einzelnen Anwendung im Hinblick auf den Bedarf an CPU-, RAM- und Speicherressourcen reicht hierfür nicht alleine aus. Vielmehr müssen alle Anwendungen auch im Detail und im Zusammenhang gesehen, sortiert und bewertet werden. Dabei sind dutzende von Einzelkriterien in den Kategorien Komplexität, Wert, Strategie, Regularien zu erheben. Natürlich wird mit zunehmender Anzahl an Informationen auch die Exaktheit der Analyseergebnisse unmittelbar erhöht.
Neben den üblichen, eher technischen Aspekten spielen Informationen über Daten, Prozesse und Geschäftsanforderungen hier eine wichtige Rolle, so z. B. die Klassifizierung von Daten nach Sicherheits- und regulatorischen Vorgaben sowie die Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Anwendungen. Beispielsweise bringt es wenig, eine Datenbank in die Cloud zu migrieren, um sie dort effizienter zu betreiben, wenn weiterhin im eigenen Rechenzentrum verbliebene Anwendungen große Datenmengen von dieser Datenbank benötigen und damit kostspieliger Traffic verursacht wird. Auch Latenzzeiten beim Zugriff auf umliegende Systeme spielen natürlich eine Rolle für eine Migrationsentscheidung in Richtung Cloud.
Schritt für Schritt planen auf Basis eingehender Analysen
Um für jede Anwendung den passenden Pfad zu finden, setzen die Reisebegleiter*innen von Materna auf der Journey2Clou dTM professionelle Discovery-Tools ein. Je nach Bedarf und Compliance-Anforderung des Kunden durchforsten sie die CMDB des Kunden, scannen Netzwerke und analysieren die Abhängigkeiten: Welche Anwendung kommuniziert mit welcher anderen? Wie und wie oft? Warum? Welche Informationen werden dabei übertragen? Marcus Neumann erklärt:
„Natürlich hat jeder Cloud-Anbieter spezifische Analyse-Tools. Aber nicht jedes eignet sich für alle Aufgaben. Deshalb nutzen wir außerdem Tools von ITSM-Anbietern wie BMC und natürlich auch Open-Source-Werkzeuge. Welche das im Einzelnen sind, entscheiden wir immer im Projektkontext.“
Egal welche Tools zum Einsatz kommen: Am Ende der Vorbereitungsarbeiten in der Journey2CloudT M steht immer eine detaillierte Übersicht von Empfehlungen, wo es langgeht – für jede einzelne Anwendung. Dabei wird als erstes jeder Anwendung eines von sieben vordefinierten Migrations-Szenarien zugewiesen. (siehe Abbildung 2)
Für jede Anwendung das passende Szenario
Anwendung | Szenario |
---|---|
Rehost | Umzug der Anwendung in die Cloud, unter Beibehaltung der bisherigen Infrastrukturarchitektur (auch Lift and Shift genannt) |
Replatform | Verlagern der Anwendung in die Cloud und austauschen einzelner Komponenten durch Cloud-Dienste |
Rearchitect | Modernisieren und migrieren der Software zu Cloud-native Architekturen |
Rebuild | Verwerfen der bisherigen Altanwendung und Neuentwicklung einer Cloud-native Applikation |
Replace | Anwendung durch eine kommerzielle Software ersetzen (üblicherweise SaaS) |
Retain | Beibehaltung der bisherigen, lokalen Anwendung |
Retire | Identifikation nicht mehr notwendiger Anwendungen |
Abbildung 2: Für eine erfolgreiche Journey2CloudTM müssen Unternehmen auch planen, was mit den Applikationen geschieht, die nicht Cloud-ready sind oder die von nicht Cloud-fähigen Anwendungen abhängig sind.
2. Etappe: Aufbruch in eine vordefinierte Cloud-Landschaft
So vielfältig wie Organisationen und ihre Anwendungslandschaften sind auch die Möglichkeiten in der Cloud. Dennoch ist die Zielvorgabe „Alles in die Cloud“ inzwischen überholt. Längst hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Cloud in Sachen Migration und Modernisierung zwar – fast – alles möglich macht, aber nicht für alles sinnvoll ist. Und nicht alles, was sinnvoll ist, hat eine hohe Priorität. Das selbst entwickelte Urlaubsplanungs-Tool etwa, die vielen in der Belegschaft unverzichtbar erscheint, kann in der Regel unbeschadet on premise weiterlaufen oder später migriert werden. Und da die Mittel bei Cloud-Projekten wie in der IT insgesamt begrenzt sind, sollten Unternehmen genau planen, welche Applikation welchen Pfad auf der Journey2Cloud TM nimmt und welche Vorteile dadurch erreicht werden. Generell bieten sich sieben verschiedene Migrations-Szenarien an (siehe Abbildung 2): Je nachdem, ob eine Anwendung migriert, modernisiert, beibehalten oder abgeschaltet wird, ergeben sich eine Vielzahl von unterschiedlichen Aufgaben.
Wichtig bei der Umsetzung ist zum einen, die Interdependenzen mit anderen Anwendungen im Blick zu behalten, und zum anderen, die optimale Umsetzung zu finden. Wo ist es sinnvoll, ein spezifisches SaaS-Angebot für eine bestimmte Aufgabe zu nutzen? Wo ist der Mehrwert höher, wenn mehrere Services von einem Anbieter bezogen werden, auch wenn dabei eine Funktion in einer Anwendung nicht standardmäßig enthalten ist? „Um solche Fragen zu entscheiden, braucht man schon eine Menge Know-how , was die Leistungsmerkmale ähnlicher Services unterschiedlicher Anbieter sowie Machbarkeit und Kosten von individuellen Anpassungen betrifft, ebenso wie bei der Integration der weiterhin on premise laufenden Systeme“, erklärt Marcus Neumann. „Doch gerade diese Details sind es letztlich, die dafür sorgen, dass die IT eines Unternehmens agil genug ist, das Business von morgen zu unterstützen.“
3. Etappe: Die Reise ist das Ziel
Das Ziel der Journey2CloudT M ist nicht die Cloud selbst. Das Ziel ist eine agile IT, die dem Business hilft, innovative Geschäftsmodelle schneller auf den Markt zu bringen. Diese Vorstellung motiviert Unternehmen wie MAN, die Deutsche Bahn, die Commerzbank und viele andere, ihre IT in die Cloud zu verlagern. Darüber hinaus hat die Cloud in Zeiten des Lockdowns nicht nur den Homeoffice-Boom ermöglicht, sondern auch vielen Einzelhändlern geholfen, innerhalb von Tagen oder Wochen neue Services wie Click & Collect oder Click & Meet anzubieten. Und das ist erst der Anfang, denn die Journey2CloudTM kennt keine Endstation.
Damit Unternehmen und andere Organisationen kontinuierlich von der Journey2Cloud TM profitieren, gilt es auch auf der Zieletappe der Reise eine Reihe von Aufgaben zu bearbeiten: Branchenlösungen, Geschäftsbereichs-spezifische Applikationen, Spezialanwendungen und vorhandene Legacy- Software müssen immer wieder an die sich entwickelnden Cloud-Services angepasst werden. Auch gesetzliche oder branchenspezifische Vorgaben ändern sich immer wieder und müssen entsprechend umgesetzt werden. Auch wenn viele dieser Änderungen von den Anbietern übernommen werden, bleibt es immer im Verantwortungsbereich des Unternehmens, die Auswirkungen auf die eigenen Prozesse zu prüfen. Das gilt in gleichem Maße für die technologische Optimierung und Weiterentwicklung der Applikationslandschaft.
In einigen Branchen wie etwa Gesundheitswesen, Versorgungsunternehmen und Behörden sind außerdem besonders strenge Vorgaben zu Datenschutz und Ausfallsicherheit (Zero-Downtime) zu beachten. Und schließlich gilt für die allermeisten Unternehmen, dass sie mit einem Mix aus unterschiedlichen Bereitstellungsformen von IT-Ressourcen leben müssen: On Premise, Remote, Private Cloud und Public Clou On Premise, Remote, Private Cloud und Public Cloud müssen letztlich immer in Hybrid- und Multi-Cloud-Konzepte einfließen, deren Zusammensetzung sich im Laufe der Zeit weiter verändert. Hier ist die IT gefordert. Nicht nur technologisch, sondern vor allem als Governance-Instanz. Denn Cloud-Services an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zu nutzen, das bedeutet auch: Offen sein für permanente Veränderung. Verträge schließen, die einen raschen Umzug von Daten und Anwendungen zwischen verschiedenen Plattformen ermöglichen. Neue Technologien kennen lernen und adaptieren. Oder, wie Marcus Neumann es nennt: „Immer in Bewegung bleiben.“ Wie das aussehen kann und was noch dazu gehört, zeigen wir in den nächsten Ausgaben des Monitor auf.
Mehr Informationen:
www.materna.de/journey2cloud