BMC im Interview
Die Cloud ist, ohne Zweifel, in den Unternehmen angekommen. Olf Jännsch, Geschäftsführer bei BMC Deutschland, erläutert im Interview, wie aus seiner Sicht für Unternehmen der Weg in die Cloud verläuft und wie BMC bei Cloud-Projekten – ob Private oder Public – helfen kann.
Migration in die Cloud
Wie unterscheidet sich ein Rechenzentrum in Deutschland von einem Rechenzentrum in einem anderen Land?
Rechenzentren in Deutschland, mit dem entsprechenden Support aus Deutschland, ermöglichen eine rechts- als auch datenschutzkonforme Speicherung auch von kritischen und sensiblen Unternehmens- und Kundendaten.
In den letzten Jahren wurde den deutschen IT-Entscheider:innen eine geringe Affinität zur Cloud nachgesagt. Hat sich diese Einstellung geändert?
In den Gesprächen mit unseren Kunden stellen wir deutlich fest, dass sich diese Cloud-Affinität verändert hat. Mittlerweile gibt es rechts- und datenschutzkonforme Cloud-Angebote, die gerade im deutschsprachigen Raum zu höherer Nachfrage führen. Insbesondere verspüren wir einen enormen Bedarf an SaaS-Lösungen, die Fachbereiche auf Kundenseite entlasten, sodass die Unternehmen dem Ressourcenmangel entgegentreten können.
Warum denken Sie, dass sich die Einstellung geändert hat bzw. nicht geändert hat?
Neben der Rechtssicherheit haben viele Unternehmen eigene, positive Erfahrungen mit Cloud-Angeboten gesammelt, etwa erste Services in die Cloud migriert oder neue Applikationen direkt in der Cloud entwickelt.
Welchen Herausforderungen sehen sich die Unternehmen gegenüber, sodass sie den Wechsel in die Cloud endlich vorantreiben wollen?
Oftmals fehlen hier einfach die Erfahrung und das entsprechende Know-how, da die meisten bisher noch keine Cloud-Migration durchgeführt haben. Daher sollte man auf einen erfahrenen Partner setzen, der gegebenenfalls auch bei der Einführung der Cloud Management-Lösungen unterstützen kann.
Was sind die Vorteile einer Migration in die Cloud?
Die Public Cloud bietet aufgrund der Flexibilität und der kurzfristigen Verfügbarkeit der Infrastruktur die Möglichkeit, sich schnell von monolithischen Architekturen zu lösen und die IT-Services auf Basis von Microservice-Architekturen zu erneuern, um mit der gewonnenen Agilität und Skalierbarkeit die Geschäftsbereiche und -ziele noch besser zu unterstützen. Eine Migration bietet mir die Möglichkeit, die Betriebsmodelle meiner Services zu optimieren, etwa durch SaaS- oder PaaS-Angebote.
Welche Aspekte müssen Unternehmen bei der Umstellung auf die Cloud berücksichtigen?
Neben den rechtlichen Themen und den Datenschutzanforderungen sind Sicherheitsaspekte und Kosten die wichtigsten Kriterien, die Unternehmen berücksichtigen müssen. Oft führen Sicherheitsbedenken und Kostenexplosionen zu Verzögerung oder gar zum Abbruch der Cloud-Migrationen.
Was sind die Unterschiede zwischen einer öffentlichen und einer privaten Cloud? Was sind die Vor- und Nachteile?
Bei Public Cloud-Angeboten wird die Infrastruktur vom Anbieter, zum Beispiel AWS, bereitgestellt und betrieben, während man dies bei Private Cloud selbst bereitstellen und betreiben muss. Bei Private Cloud verlassen kritische und sensible Daten nicht das eigene Haus, was bei der Einhaltung von Datenschutzrichtlinien vorteilhaft sein kann, während Public Cloud-Angebote über nahezu unbegrenzte Kapazitäten verfügen, was Unternehmen viel Flexibilität und Skalierbarkeit bietet.
Des Weiteren erhalte ich von Public Cloud-Anbietern wie Amazon, Microsoft oder Google zusätzlich Funktionen, die ich direkt in meine Anwendungen einbinden kann, wie zum Beispiel Sprachassistenten, KI-Funktionen oder Analyse-Module, um nur ein paar zu nennen.
Wie können sich Unternehmen besser vorbereiten, um die Komplexität der Migration in die Cloud zu beherrschen und den Übergang reibungsloser zu gestalten?
Oftmals stehen nicht alle benötigten Informationen über die IT-Systeme in Kundenrechenzentren bereit. Die Unternehmen sollten vor der Migration genau wissen, was sie in ihren Rechenzentren betreiben, welche Abhängigkeiten zwischen den Systemen existieren und dann entsprechend priorisieren. Wenn ich zusätzlich auch noch die Auslastung meiner zu migrierenden Systeme analysiert habe, lassen sich oftmals enorme Einsparungspotenziale im Bereich Infrastruktur bei der Cloud-Migration realisieren.
Wie wird die Sicherheit in der Cloud gewährleistet?
Man muss wissen, dass der Cloud Provider nur die Grundsicherheit der bereitgestellten Infrastruktur und deren Betriebssysteme anbietet. Für die Sicherheit der in der Cloud betriebenen Services ist der Kunde selbst verantwortlich. AWS nennt das zum Beispiel das „Shared Responsibility Model“.
Wie hat sich BMC für die Cloud positioniert?
BMC bietet alle Lösungen als SaaS weltweit bei verschiedensten Cloud Providern in allen Regionen der Welt an, sodass Kunden entsprechend ihren Anforderungen und Bedürfnissen die Regionen, aus denen sie Services beziehen, auswählen können. Sollte die Nutzung von Public Cloud für Kunden keine Option sein, bieten wir die Helix-Lösungen auch containerisiert für die Private Cloud an.
Darüber hinaus unterstützen wir unsere Kunden auch bei dem Management von Cloud-Infrastrukturen, indem wir zum Beispiel Lösungen im Bereich Cloud Discovery, Cloud Operations Management und Kapazitätsmanagement anbieten.
Welche Rolle spielt die Helix-Plattform in diesem Zusammenhang?
Die Helix-Plattform bildet die Basis für alle BMC-Services, die durch ein einheitliches Datenmodell und zentraler Datenhaltung die Grundlage für die Interaktion der Produktbereiche darstellt.
Auf welche Herausforderungen stoßen Sie in diesem Zusammenhang in Kundenprojekten?
Eine der größten Herausforderungen bei einer Cloud-Migration sind die Themen Sicherheit und Compliance. Welchen Regulatorien unterliegen meine Daten (GDPR, Schrems II etc.)? Welche Daten sind überhaupt betroffen und was genau muss ich beachten? Unterschiedliche Branchen haben hier auch unterschiedliche Regeln. So sehen wir durchaus höhere Anforderungen bei Banken als in anderen Bereichen. Wir von BMC haben hier nicht nur viel Erfahrung, sondern auch sogenannte Binding Corporate Rules, die zu den besten in der Industrie gehören.
Was können Management-Plattformen für Multi-Cloud leisten? Welchen Nutzen bringt ihr Einsatz?
Management-Plattformen für Multi-Cloud können Unternehmen dabei unterstützen, zum Beispiel Kosten und Sicherheit ihrer Cloud-Umgebungen zu managen. Meist verwenden Unternehmen Services mehrerer Cloud Provider, sodass sich mit einer Multi-Cloud-Lösung alle Umgebungen effizient und effektiv verwalten lassen. Multi-Cloud-Management-Plattformen helfen dabei ohne größeren Personalaufwand, sowohl die Sicherheit zu gewährleisten als auch die Kosten zu kontrollieren und zu optimieren. Dies ist gerade in Zeiten der Ressourcenknappheit in Security-Abteilungen der Unternehmen ein sehr wichtiger Aspekt.
Wie können sich Kunden darauf vorbereiten, Anwendungen in Zukunft in containerisierter Form zu beziehen? Wie kann BMC dabei helfen?
Natürlich muss man sich mit dem Thema erstmal beschäftigen, da es sich um eine neue Technologie handelt, die auch neue Tools benötigt. Und die Anwendung, die ich betreiben will, muss auch auf Basis von Containern zur Verfügung stehen, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Wem diese Aufwände zu viel sind, für den ist dies gegebenenfalls ein weiterer Grund, über eine SaaS-Lösung nachzudenken, anstatt den Betrieb selbst zu managen.
BMC und Materna sind seit Jahren enge Partner. Dieses Jahr wurde Materna erneut zum Partner des Jahres ernannt. Was zeichnet die Partnerschaft aus Ihrer Sicht aus?
Seit mehr als zwei Jahrzehnten setzt Materna bei Themen für das IT-Service-Management und das Enterprise Service Management auf BMC Software. Mehrere hundert Kundenprojekte haben zu einem enormen Wissens- und Erfahrungsschatz geführt. Die logische Konsequenz: Materna zählt heute zu den größten BMC-Partnern in Europa.
Vielen Dank für das Gespräch!